„…Maria Magdalena kniete sich zu ihm und reichte ihm seine Tochter und er nahm Sara wieder fürsorglich in den Arm. Es war, als ob sich die Gedanken für ihn erst formten und er wartete, bis er sich uns offenbaren konnte. Dann endlich sagte er: „Ich will euch nicht länger warten lassen. Da, wo ich jetzt bin, ist es schwer für mich, Gedanken und Worte zu fassen.“ Er schluckte einen Moment. „Als ich euch verlassen hatte, bin ich wieder ins heilige Tal aufgebrochen. Der große Maha Baba war ein einziger Ruf, dem ich folgen musste. Ich wanderte durch Berge und Täler und nichts schien mich aufzuhalten. Keine Zeit, kein Raum; ich war in der Ewigkeit meines Vaters angelangt. Mein Gefährte, den ich mitgenommen hatte, hat es geschafft, den zeitlosen Maha Baba zu erreichen. Nun brach die zweite Mission meines Lebens an. Die stille Sprache mit Baba kann ich euch nicht mehr vermitteln. Es war ein einziges Verschmelzen und miteinander Eins Sein. In jungen Jahren war er mein Lehrer. Nun waren wir eine Einheit. Ein einziger verschmolzener Gedanke. Maha Baba hat mich aufgefordert, meinen Gefährten, der mich begleitet hat, in das Land von Indien zu schicken. Ich war nicht mehr in dieser Welt. Kein Gedanke war mehr in meinem Raum und ich saß still und schweigend in der Ewigkeit, meditierend zu seinen Füßen und wir leuchteten gemeinsam durch die Welten, bis plötzlich eines Tages ein Gedanke zu mir drang, der es geschafft hat, mich auf dieser Ebene der Einheit zu erreichen.
Das wart ihr,
du, Maria Magdalena und du, Miriam. Ihr habt es geschafft, in meine Ewigkeit
hindurch zu dringen mit euren nicht aufhörenden, fast peinigenden Gedanken an
mich. Mitten in der Einheit mit Baba und dem Feuer der ewigen Liebe, kam euer
Sehnen an mein Herz und pochte. Es erreichte mich ein Bild und ich erfuhr, was
mir verborgen geblieben war, dass ich eine kleine Tochter habe, die in Maria
Magdalena Schoss zum Leben erwacht war. Gott hatte mir in keinem Moment diesen
Gedanken mitgeteilt. Ich wusste aus der Ewigkeit heraus nicht mehr, was dies
bedeutete. Aus meiner Einheit heraus versuchte ich mich mit dem großen Maha
Baba in Verbindung zu setzen, aber er schwieg in der Einheit des Feuers. Ich
versuchte den Vater zu erreichen und ihn zu fragen, was nun der Weg meiner
Mission wäre, ob ich in der Ewigkeit verweilen sollte oder zurück gehen zu den
Menschen und damit zu euch. Aber ich bekam keine Antwort. Als ich früher durch
Palästina gewandert bin, war jeder meiner Schritte eine Manifestation von
Gottes Gedanke, aber nach meiner Kreuzigung unterschied sich mein Gedanke von
Gott nicht mehr. Wir waren nur noch eins. Ich kann euch nicht sagen, warum.
Ich fasste einen
Beschluss: Ich trat bewusst aus der Ewigkeit wieder heraus und begab mich auf
den Weg zu euch. Ich wollte aus meinem eigenen Willen heraus zu euch kommen und
hier bin ich nun. Ich bin wieder unter euch. Als ich heute Nachmittag alleine
die Natur und die Einsamkeit suchte, bat ich Gott, mir zu zeigen, was der
nächste Schritt sei, aber noch spricht der Thron nicht. Er lässt uns warten.
Auch mich.“ Er sah die kleine Sara an, dieses wunderschöne Wesen, das in seinem
Arm lag. Lange durchforstete er die Ewigkeit nach einem Gedanken. Fast
unmerklich traten Tränen aus seinen Augen, die nicht mehr Tränen dieser Erde
waren. Sie rollten langsamer und waren wie ein Same Gottes, der aus seinen
Augen hervorquoll. Wir waren alle wie gebannt, denn vor uns geschah etwas
Wunderbares und gleichzeitig Erschauerndes. Die Tränen waren golden und es
dauerte eine Ewigkeit bis sie von seinen Wangen auf die kleine Sara fielen. Die
Zeit stand still: „Ich bin wiedergekommen, denn es ist so lange her, dass die
heiligen Familien unter Gottes Wohlwollen in seiner Harmonie lebten. Die
Trennung der Welten hat uns alle voneinander getrennt.“
Mehr goldene Tränen fielen
auf Sara: „Du bist ein Zeichen am Horizont. Du und dein kleiner Sohn“, und
dabei sah er mich an. „Johannes ist das ergänzende Zeichen am aufsteigenden
Himmel. Die Prophezeiung, dass, was getrennt wurde, wieder zusammenfindet.
Einst gab es heilige Paare und heilige Familien vereint im Angesicht Gottes.
Aber das ist sehr lange her. Ich bin wiedergekommen, um dieses Versprechen mit
einem göttlichen Siegel wieder zu entzünden. Möge es brennen, bis sich alle,
die sich schmerzlich verloren haben, wieder in den Armen liegen. So viele
Liebende haben sich verloren und sich seither nicht wiedergefunden. Sie suchen
schon so lange, dass der Schmerz und die Sehnsucht, wonach sie eigentlich
suchen, sich im Vergessen aufgelöst hat. Wenn sie sich heute in der irdischen
Welt begegnen, können sie sich weder in ihren Augen noch in ihrem Herzen
wiedererkennen. So viel Trauer hat sich über die Welten gelegt. Das Meer der
Tränen bedeckt die Brücken der Liebenden, die sich gegenseitig verloren haben.
Der Vater gibt mir noch keine Antwort auf meine Frage, ich weiß, am Horizont
steht ein göttliches Zeichen. Ich werde mich in dem Rest meines Lebens dem
widmen, die Bruchstücke der zerbrochenen Vasen zu suchen und wieder
zusammenzufügen. Die Erlösung wird sich in späteren Zeiten erfüllen.
Ihr habt keine
Vorstellung, welche Liebe einst in Gottes Reich geherrscht hat. Welche eine
Liebe Mann und Frau miteinander verbunden hat, im Bunde der heiligen
Verbindungen. Auch ich musste mich trennen“, sagte er. „Auch ich habe mich von
mir getrennt, um mich auf der Erde wiederzufinden.“ Hier brach er ab. Wir alle
weinten bitterlich, die Liebe von Jesus war kaum zu ertragen im Herzen. Wovon
er sprach, entflammte unsere Seelen mit Sehnsucht, die als ein ewiges Glühen in
unseren Herzen erleuchtete. „Mehr kann ich euch heute nicht erzählen“, sagte
er. „Ich danke euch, dass ich wieder in eurer Gegenwart bin.“ In diesem Moment
stand Lazarus auf, kniete sich hin und legte seinen Kopf auf seine Füße. „Nein,
Lazarus“, sagte Jesus. „Nein, so wollen wir uns nicht mehr begegnen. Steh auf!
Wir sind Freunde. Wir sind ewige Gefährten miteinander, aus anderen Quellen
fließen wir zusammen. Auf der Erde werden wir unsere Freundschaft und unserer
Liebe nutzen, um zu verbinden, was auseinander gebrochen ist. Wir wollen nun
neue Wege beschreiten und mit jedem Pfad Licht säen, dass das Vergessen
erlischt. Wir werden den Anfang der Gezeiten einläuten und jeder von euch ist
ein Teil davon.“ Jesus stand auf: „Miriam, ich danke dir, dass du mir deine
Kammer zur Verfügung stellst, aber ich bin in der Natur im Moment vertrauter.“
Nincsenek megjegyzések:
Megjegyzés küldése